Gestern bei der Gyn

Einmal im Jahr bin ich bei der Gynäkologin zur Krebsvorsorge. Als Sie sagte: „machen Sie es sich bequem“,  antwortet ich, das sich der Untersuchungsstuhl zwar schon bequem anfühlt, aber ich mich selber wohler fühlen würde, wenn ich auch einen Blick auf mein Geschlecht haben könnte und nicht nur Sie. Ich kam mit dem Vorschlag eines großen Spiegels an der Wand, welcher doch Abhilfe schaffen könnte.

Daraufhin erzählte sie mir von den vielen ablehnenden Reaktionen, wenn sie den Frauen einen kleinen Handspiegel geben wollte, damit sie bei der Untersuchung dabei sein können oder wenn die Gyn ihnen was zeigen wollte. Auch die häufige Unkenntnis der eigenen Anatomie, und der Abläufe im eigenen weiblichen Körper wurde zwischen uns thematisiert. Zu dem großen Thema der Ablehnung bzw. das Nicht-Anschauen-Wollen der eigenen Vulva, welches unser Gespräch einleitete, kamen wir dann nicht mehr. 

 

Den Abstrich am Muttermundeingang mit einer kleinen Bürste habe ich jedenfalls voller Neugier im Spiegel beobachtet. Dies war übrigens mein erstes Mal, dass ich selber meine Cervix anschauen konnte.  Damals -  als ich noch in meinen Zwanzigern war - hatte ich es mal mit einem Spekulum selber versucht, aber mich zu ungeschickt angestellt und mir die Venuslippen dabei eingeklemmt und es danach nicht wieder versucht. LEIDER, denn was ich gestern nun endlich mal zu sehen bekam war ein so feines rosa-rundes Gebilde!  Wie ein kleiner leckerer rosa Donut. Ich bin ganz stolz darauf geworden, so was Schönes in meinem Körper zu haben. Ich glaube ich kaufe mir doch mal wieder ein Spekulum  damit ich die neu aufgebaute Verbindung vertiefen kann. :-)

Den ganzen Tag lang machte ich mir danach darüber Gedanken was Frauen daran hindert(e) sich mit ihrer Vulva, Vagina und allem was dazu gehört zu befassen. Busen, Beine, Po, Gesicht und andere Körperteile -  die bekommen Aufmerksamkeit, egal ob positive oder negative.  Aber unser „sex“ ?  Fristet immer noch viel zu häufig ein Leben im Dunkeln. Lasst es uns ans Licht bringen! Ich finde übrigens das englische Wort für Geschlecht einfach super passend, da es gleich die Sexualität mit anspricht!

 

Meine bisherige unvollständige Liste meines Gedankenspieles:

  • Eltern und Umgebung sagten immer nur „das da unten“
  • In der Schule und im Sexualkundeunterricht wurde die Klitoris immer nur als kleiner äußerer Punkt dargestellt.
  • Aufwachsen mit dem Gefühl schmutzig zu sein, insbesondere seit der Menstruation.
  • Kein Lob der Anerkennung als kleines Mädchen für die eigenen Geschlechtsteile
  • Mangelnde Aufforderung als Kind damit zu spielen und sich selbst zu erkunden, wenn Doktorspiele dann mit Schuldgefühlen
  • Vulva und Vagina liegen versteckter als wie bei den Jungs, macht die Erkundung daher schwieriger. 

  • Jungs- schon seit sie greifen können- mit ihrem Penis herumspielen und das eher von den Eltern als normal gesehen wird.

  • Sex ist das, was Männer brauchen. Frauen sind fürs Herz zuständig.
  • Scham nicht richtig zu sein
  • ...

Ich würde mich über eure Kommentare freuen zum Thema. Was hindert oder hat dich gehindert bzw was hat dich erst dahin gebracht dir deinen „Sex„ genauer und in Liebe anzuschauen?

Ich mache mal den Anfang.  Mich hat früher das Gefühl gehindert als „Schlampe“ bei andren dazustehen, wenn ich meine Sexualität freudvoll lebe und mit meinem eigenen „Sex“ offen, natürlich und positiv umgehe.  Mein Ur-Trotzigsein und meine Neugier hat mich dazu gebracht mich dem wahnsinnig spannenden Thema Sexualität zu widmen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Brigitte (Dienstag, 19 September 2017 12:29)

    Hallo Kathrin, danke für Deinen Artikel!

    Auch ich war immer schon sehr neugierig und auch ich habe viel Scham und Schuld in Bezug auf meine Entdeckerlust mitbekommen. Zum Glück fand ich bereits mit Mitte 20 einen Zugang zum Tantra und habe da auch in einem Frauenseminar mein erstes Spekulum in die Hand bekommen! ;-) Dieser Blick ins Innere ist wirklich faszinierend, und was ich besonders spannend finde: Die Zervix ist im Grunde geformt wie eine männliche Eichel, deren "Spielpartner" sie ja ist!

    Als junge Frau bin ich auch an eine gute Beraterin für Natürliche Empfängnisverhütung gekommen. Die hat mich dazu ermutigt, täglich meine Zervix abzutasten, um die Veränderungen im Laufe des Zyklus zu erkennen und aufzuschreiben. Das ist mir zu einer lieben Gewohnheit geworden, weil ich natürlich auch bemerkt habe, dass sich das angenehm anfühlt. Erst jetzt, 20 Jahre später, lese ich die ersten Artikel über die Erregbarkeit der Zervix, und dass Frauen in Online-Programmen dazu angeleitet werden, sich mit ihrer Zervix zu beschäftigen, sie zu entpanzern und zu heilen! Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit... ;-)

    Alles Gute Dir!
    Brigitte